MUT - Systemische kultursensible Familienberatung
1. Projektbeschreibung
Das Projekt „Systemische kultursensible Familienberatung“ bietet Eltern und Bezugspersonen in Mümmelmannsberg ein niedrigschwelliges, mehrsprachiges und ressourcenorientiertes Beratungsangebot. Im Zentrum steht die Stärkung von Familien in ihrem Alltag, besonders wenn Kinder herausfordernde Verhaltensweisen besonders im neurodivergenten Bereich zeigen, z.B. Autismus, ADHS, Legasthenie, Hochsensibilität auch ohne Diagnose. Oder wenn Familien sich in belastenden Übergangs- und Veränderungsphasen wie Schuleintritt, Pubertät, Trennung befinden. Die Beratung basiert auf den Grundsätzen der systemischen Haltung: Wertschätzung, Mehrperspektivität, Allparteilichkeit, Lösungs- und Ressourcenorientierung sowie die Überzeugung, dass Familien Expert*innen ihres eigenen Lebenssystems sind. Gleichzeitig legt das Projekt großen Wert auf kultursensible Beziehungsgestaltung – mit Offenheit für unterschiedliche Werte, Rollenverständnisse und Erziehungskonzepte sowie einem achtsamen Blick auf Migrationserfahrungen und mögliche Zugangsbarrieren. Das Angebot findet in der Elternschule Mümmelmannsberg statt. Es wird durch offene Sprechstunden, aufsuchende Beratung und mehrsprachige Gesprächsführung getragen und ist eng im Sozialraum vernetzt. Die Beratung ist freiwillig, vertraulich, kostenfrei und orientiert sich konsequent an den Bedarfen der Familien.
2. Ziele des Projektes
Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz
• Selbstvertrauen und Handlungssicherheit im Erziehungsalltag fördern
• Eltern in ihrer Rolle entlasten und befähigen
Verbesserung der Kommunikation und Beziehungsmuster innerhalb der Familien
• Konfliktverläufe entschärfen und neue Dialogräume eröffnen
• hilfreiche Kommunikationsmuster entwickeln
Aktivierung individueller und familiärer Ressourcen
• Stärken der Eltern, Kinder und Jugendlichen sichtbar machen
• bereits vorhandene Lösungen und Kompetenzen aktivieren
• Förderung von Selbstreflexion und Perspektivwechsel
Begleitung in Übergangs- und Belastungssituationen
• Unterstützung bei Schuleintritt, Pubertät, Schulwechsel, Ausbildung
• Stärkung in Phasen von Migration, Trennung, Neuorientierung
• Stabilisierung in emotional belastenden Situationen
Förderung von Selbstwirksamkeit und Resilienz
• Unterstützung beim Formulieren eigener Ziele und Schritte
• Förderung von Entscheidungsfähigkeit und Eigenverantwortung
• Entwicklung hilfreicher Bewältigungsstrategien bei Stress und Konflikten
• Förderung von emotionaler Stabilität und innerer Stärke
• Umgang mit Rückschlägen üben und neue Wege erproben
• Stärkung von Schutzfaktoren wie Bindung, soziale Netzwerke und kulturelle Ressourcen
Verbesserung der sozialen Teilhabe und Integration im Stadtteil
• Abbau von Hemmschwellen gegenüber Hilfesystemen
• Orientierung innerhalb des Sozialraums erleichtern
3. Zielgruppe
Die Beratung richtet sich an Eltern, Bezugspersonen und Jugendliche im Stadtteil Mümmelmannsberg.
Für Eltern und Bezugspersonen Angesprochen werden Familien, in denen Kinder oder Jugendliche:
• neurodivergente Besonderheiten zeigen (z. B. Autismus, ADHS, Legasthenie, Hochsensibilität) – mit oder ohne Diagnose
• auffälliges, herausforderndes oder sozial zurückgezogenes Verhalten zeigen
• Übergänge wie Schuleintritt, Pubertät, weiterführende Schule, Ausbildung oder familiäre Veränderungen bewältigen müssen
• aufgrund von Stress, Konflikten oder veränderten Lebensumständen Unterstützung benötigen
Eltern, die:
• sich mehr Orientierung und Sicherheit in Erziehungsfragen wünschen
• durch sprachliche, kulturelle oder strukturelle Barrieren wenig Zugang zu Hilfen haben
• einen geschützten Raum für Austausch, Entlastung und Reflexion suchen
Für Jugendliche
Das Angebot richtet sich ebenfalls an Jugendliche im Alter von ca. 12–21 Jahren, die:
• Unterstützung im Umgang mit familiären Konflikten, Druck oder Erwartungen benötigen
• Orientierung in Pubertät, Identitätsentwicklung, Schule, Ausbildung oder sozialen Beziehungen suchen
• sich belastet fühlen durch eigene Besonderheiten, neurodivergente Merkmale oder emotionale Herausforderungen
• einen vertraulichen Raum wünschen, um eigene Anliegen zu besprechen
• aufgrund von kulturellen Faktoren, gesellschaftlichen Erwartungen oder Migrationserfahrungen besonderen Druck erleben
4. Maßnahmen und Arbeitsweise
Offene Sprechstunden (2× pro Woche)
• ohne Anmeldung
• vormittags und nachmittags
• erste Anlaufstelle für Beratung, Entlastung und Orientierung
• Möglichkeit zur Weiterentwicklung in längerfristige Gespräche
Aufsuchende Beratung
• für Familien, die aufgrund sprachlicher, sozialer oder psychischer Barrieren Termine nicht wahrnehmen können
• Durchführung im häuslichen Umfeld oder an vertrauten Orten
• besonders hilfreich bei kleinen Kindern, Mobilitätseinschränkungen oder hoher Belastung
Mehrsprachige Beratung
• in Deutsch, Farsi/Dari und Russisch, bei Bedarf weitere Sprachen möglich
• kultursensible Gesprächsführung mit Blick auf unterschiedliche Erziehungsvorstellungen
• Nutzung von Bildern, Metaphern und Methoden, die kulturell andocken können
Sozialraumorientierung und Vernetzung
Zulauf über:
• Selbstmelder*innen (Eltern, Jugendliche, Bezugspersonen)
• Elternschule und MUT Mümmelmannsberg
• Schulen und Kitas
• ASD ReBBZ, freie Träger, Vereine und andere Kooperationspartner im Stadtteil
Die enge Einbindung im Sozialraum ermöglicht kurze Wege, verlässliche Übergänge und frühzeitige Unterstützung.
5. Arbeitsprinzipien
• Systemische Haltung
• Ressourcenorientiert statt defizitorientiert
• Mehrperspektivität: Symptome im Kontext verstehen
• Einbezug relevanter Bezugspersonen und Lebensfelder
• Eltern als Expert*innen des eigenen Systems
• Kultursensible Beratung
• Achtsamer Umgang mit kulturellen und religiösen Werten
• Respekt vor unterschiedlichen Rollenverständnissen und Erziehungsidealen
• Sensibilität für Migrationserfahrungen, Traumatisierungen und Schamerleben
• transparente Arbeitsweise, klare Erwartungen und wertschätzender Dialog
6. Erwartete Wirkungen
• Eltern fühlen sich sicherer, entlasteter und gestärkt.
• Kinderund Jugendliche profitieren von stabileren Strukturen, klareren Grenzen und emotional verfügbaren Eltern.
• Konflikte in Familien werden früh erkannt und konstruktiv bearbeitet.
• Familien mit Migrationserfahrung erleben sich gesehen, respektiert und gut begleitet.
• Die soziale Teilhabe und Vernetzung im Stadtteil wachsen.
• Vertrauen in Hilfesysteme wird langfristig gestärkt, Barrieren sinken nachhaltig.
Kontakt: Valentina Wacker-Nikulin